Landammann Johann Ulrich Custor
Mitten im Dorf Eschenbach steht unübersehbar das Custorhaus, erbaut im Jahre 1771 und nach langem Dornröschenschlaf 1973 als Herrschaftssitz aus einem baufälligen Haufen wieder im ursprünglichen Glanz auferstanden. In diesem sogenannten Landrichterhaus residierte einer der bekanntesten Männer der alten Grafschaft Uznach: Johann Ulrich Custor, 1737 – 1811.
Sein Vater Johann Melchior Custor besass ein grösseres Bauerngut, widmete sich jedoch mehr privaten und öffentlichen Verwaltungs- und Geldgeschäften. So führte er auch den Titel «Advocatus». U.a. war er Hauptmann der Eschenbacher Kompanie und von 1738 bis zu seinem Tode im Jahre 1755 Landschreiber der Grafschaft Uznach.
Johann Ulrich Custor, geb. 1. Oktober 1737, besuchte zuerst die bescheidene Dorfschule in Eschenbach, wurde dann von seinem Vater für 3 Jahre ins Benediktinerkollegium Fischingen und anschliessend ins berühmte Gymnasium der Jesuiten nach Luzern geschickt. Diese gute Ausbildung erlaubte es ihm, seinen Landsleuten als «Advokat» und Politiker vorstehen zu können. Als sein Vater 1755 im besten Alter starb, musste er in dessen Fussstapfen treten. Er übernahm in Eschenbach die väterlichen Geschäfte und ohne militärische Vorkenntnisse den Rang eines Hauptmannes bei der Eschenbacher Kompanie.
1757 wurde ihm das Landschreiberamt anvertraut. Nach 23-jähriger Tätigkeit an dieser Schaltstelle wählten ihn die Obrigkeiten der beiden regierenden Orte Schwyz und Glarus aus einem Vierervorschlag der Landsgemeinde 1780 zum Landammann. Noch an vier weiteren Landsgemeinden schlug ihn das Volk für dieses höchste Amt vor, so dass er insgesamt 10 Jahre lang als Landammann regierte. Über 30 Jahre prägte er die Politik im Lande Uznach entscheidend mit und führte es auch während den Wirren der französischen Revolution durch eine schwere Zeit, als die alte Ordnung abgelöst und durch eine neue helvetische Verfassung ersetzt worden war. Custor war Abgeordneten des neuen Kantons Linth an den eidgenössischen Tagsatzungen von Aarau, Bern und Luzern. 1803 kam es zur heutigen Ordnung, worauf sich Johann Ulrich Custor aus der Politik zurückzog.
Aus seiner Feder stammt u.a. eine umfangreiche Chronik der alten Grafschaft Uznach. Diese schildert die damaligen Verhältnisse und die einzelnen Tagwen bis in alle Einzelheiten. Damit gestattet er einen ausgezeichneten Einblick in das damalige Leben unserer Vorfahren vor rund 200 Jahren.