Panthermord in Walde
Im Oktober 1933 entfloh ein Pantherweibchen aus dem Zürcher Zoo. «Suma» stammte ursprünglich aus Südostasien, wo sie in freier Wildbahn gelebt haben dürfte. Die Flucht verursachte eine sehr starke Panther-Hysterie in der ganzen Nordschweiz. Ein horrendes Lebend-Preisgeld von Fr. 2'000.– lockte zahlreiche mutige Männer auf Pantherjagd in die umliegenden Wälder. Dabei war das scheue Tier bereits weit weg von Zürich und fand unter einer kleinen Waldhütte oberhalb von Walde ein scheinbar ideales Versteck.
Erst über zwei Monate nach dem Ausbruch kam es zum schicksalhaften Zusammentreffen des wilden Raubtiers mit dem ortsansässigen Richard Müller. Der zurückgezogene Tagelöhner und Knecht – der weder Zeitungen las noch Radio hörte – hörte im Dezember 1933 bei der Stüsselscheune ein lautes Knurren und erkannte ein schwarzes, ihm unbekanntes Tier. Daraufhin holte er zu Hause sein Gewehr und schoss dem geschwächten Pantherweibchen direkt in den Rumpf. Mit einem Kopfschlag besiegelte er das Schicksal des Raubtiers.
Da der Pantherjäger glaubte «gewildert» zu haben, ging er mit der Beute im Schutz der Dunkelheit zu einem Händler und Wildhüter – doch auch dieser konnte das Tier nicht zuordnen. Sie kamen überein, das Tier auszuweiden. Das rötliche und zähe Fleisch wurde gebraten und mit der Nachbarschaft geteilt. So bekam ein Polizist aus Uznach Tage später Wind von der Sache und konnte das Fell beim Schützen sicherstellen. Dieser erhielt daraufhin Fr. 200.– als Belohnung für die Tötung, musste jedoch zugleich Fr 100.– wieder abgeben – als Busse dafür, dass er den Abschuss des Tieres nicht gemeldet hatte.
Die «Pantherhysterie» war daraufhin rasch vorbei und Richard Müller erfuhr bis zu seinem Tod im Jahre 1960 kaum Beachtung für seine «Heldentat». Doch der Ortsteil Walde wird noch heute oft scherzhaft als «Pantherdorf» bezeichnet. 1983 und 2008 feierte die Gemeinde Walde jeweils ein «Pantherfest» zur Erinnerung an die erfolgreiche Pantherjagd.
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